Es ist ja nun noch nicht so lange her, da war auch ich noch jung. Ach was, ich BIN noch jung.
Aber ich möchte von einer anderen Jugend schreiben. Ich war heute mit dem Monsterpferdchen draussen. Momentan sind wir eigentlich immer draussen unterwegs, weil das Unterstützungsband am linken Vorderbein kaputt ist und er auf hartem, ebenen Boden laufen soll. Da draussen sind vielerlei Spezies unterwegs: Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer, Leute mit Hunden, mit Eseln, mit Kinderwagen, mit Gartenzwergen. Gut, das letzte ist nicht wahr.
Was man aber eher selten antrifft, sind junge Leute. Menschen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren finden anscheinend kaum einen Grund, in den Wald oder auch nur in Waldnähe zu gehen. Heute habe ich gleich 5 Exemplare gesehen. Da waren zwei Mädchen und ein Junge, aber bevor ich hier weiter schreibe, muss ich den dreien Namen geben, weil Mädchen und Junge passt für 15-jährige heutzutage nicht mehr. Da ich heute ausgesprochen fantasielos bin, heissen sie M1, M2 und Typ. M2 und Typ rauften sich spasseshalber. Als ich noch etwa 15 Meter entfernt war, liess M2 ihren Regenschirm aufschnappen. Die drei hatten mich schon lange gesehen. M2 hielt also den Regenschirm in meine Richtung, liess ihn aufschnappen und sagte zu Typ: «er ist also nicht kaputt.» Das Monsterpferdchen, weil es nun mal das beste Pferd der Welt ist, zuckte nur kurz zusammen und ging weiter. Wir quetschten uns an den dreien vorbei (der Weg ist breit, es ist genug Platz da, um aneinander vorbeizukommen, trotzdem musste ich beinahe ins hohe Gras ausweichen – da hätte der Bauer Freude gehabt) M1 und M2 grüssten einigermassen freundlich, Typ sagte «coool» und holte, als ich fast an ihm vorbei war, zu einem angedeuteten Schlag gegen mein Pferd aus. Zu dem Zeitpunkt war ich von diesem Benehmen schon so genervt, dass ich, hätte er das Monsterpferd auch nur berührt, ihm die Reitgerte um die Ohren gehauen hätte.
Und jetzt hätte ich gerne eine Bestätigung, dass nicht alle jungen Leute so sind. Ich WEISS, dass nicht alle so sind. Und ich vermute, dass sie allein gar nicht so übel sind. Aber Teenager in Gruppen entwickeln eine Gewalt, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Die Sache mit dem Schirm… Mit einem anderen Pferd und einem anderen Reiter hätte so ein Zwischenfall böse ausgehen können. Pferde sind Fluchttiere. Wenn sich irgendwo etwas ruckartig bewegt, wollen sie weg. Wenn das vorne geschieht, ist es möglich, dass sie steigen. Steigende Pferde sind etwas vom gefährlichsten für unerfahrene Reiter. Für alle Reiter. Ich mag Übung damit haben, da mein Pferd gerne mal steigt – aber nicht aus Angst, sondern nur um mich zu ärgern, darum ist die ganze Sache nicht so kopflos.
Wenn ein Pferd nicht weiss, wie hoch es steigen kann, ohne samt Reiter umzufallen (junge Pferde zum Beispiel), oder wenn ein Reiter nicht weiss, wie man reagieren muss, kann es sein, dass es beide umhaut. Jeder Reiter reagiert beim ersten Mal auf einem steigenden Pferd instinktiv falsch und zieht an den Zügeln um sich festzuhalten. Das bringt das Pferd aus dem Gleichgewicht, weil ein ziehender Reiter nicht einkalkuliert ist. Meist geht das glimpflich aus, das Pferd kann sich ausbalancieren und beim nächsten Mal hält sich der Reiter korrekterweise um den Pferdehals fest. Es kann aber auch schief gehen – erst letzte Woche hat sich bei uns eine Reitschülerin mit dem Pferd rückwärts überschlagen, weil sie an den Zügeln zog als das Pferd stieg. Das Tier landete auf ihr und erwischte sie beim Aufstehen noch mit den Hufen. Diagnose: Wirbel gebrochen, Dornfortsätze abgebrochen, unglaubliches Glück gehabt, da der Sandboden auf dem Reitplatz vom vielen Regen sehr weich war.
Ich wünschte mir, “die Jugend von heute†würde ein wenig mehr nachdenken.
(Im vorhergehenden Satz bitte “die Jugend von heute†mit “alle Menschen†ersetzen.)