unsinn 12.09.07

Auf dem Weg zur Bushaltestelle denke ich, wie grün alles noch ist und wie seltsam ich das finde, weil ich den Herbst doch seit Tagen schon riechen kann.

Er sitzt in unserem Garten, er versteckt sich im Wald hinter Bäumen, er hockt unter verspinnennetzten Grashalmen und verbreitet seinen süss-herben Duft, der mir Tränen in die Augen treibt, weil ich irgendwie nicht will, dass dieser Sommer endet, weil es ein guter Sommer war, der beste seit Jahren.

Ein Sommer voller Ideen und bekloppten Entschlüssen, ein Sommer, der nicht nur draussen, sondern auch in mir drin stattgefunden hat und von dem ich nicht will, dass er jemals wieder aufhört.

Ein Sommer voller neuer Leute, ich glaube, ich habe mehr Leute kennengelernt, als ich bisher kannte – kann sein, dass das leicht übertrieben ist, aber so hat es sich jedenfalls angefühlt.

Es ändert aber nichts daran, dass ich trotzdem fast alles, was ich tue, allein tue, vielleicht aus Gewohnheit, viel eher aber, weil ich mich nicht traue, Leute einfach zu fragen, ob sie eventuell Lust haben, an ein Konzert mitzukommen oder ins Theater. Ich frage nicht, weil mich auch keiner fragt, und gerade frage ich mich, warum mich keiner fragt. Es muss an mir liegen, vielleicht ist irgendwas falsch an mir, vielleicht sind meine Haare zu bunt, aber das waren sie früher nicht, und auch da war ich allein, es muss also eher an meinem Inneren liegen, vielleicht ist mein Inneres zu bunt, oder vielmehr zu unbunt, was dann aufs Äussere abstrahlt und mich unattraktiv macht. Wahrscheinlich ist eine stetig gerunzelte Stirn nichts, das Leute dazu bringt, auf einen zuzugehen. Mundwinkel, die der Schwerkraft nicht Meister werden, gehören aber nun mal zu mir und wenn ich lächle, befinden sie sich knapp über der Horizontalen, diese Mundwinkel, und dann heisst es «jetzt lächle doch mal!».

Es ist nicht sehr schön, dauernd zu hören, man solle doch mal lächeln, besonders nicht, wenn man eigentlich glücklich ist und denkt, dass man ein Lächeln auf dem Gesicht hat.
Wenn Leute denken, dass ich nicht lächle, kann das folgende Ursachen haben:

  1. ich lächle wirklich nicht.
  2. ich lächle, meine Mundwinkel liegen aber auf der Horizontalen, was die meisten Leute nicht als Lächeln betrachten.

 

Was ich denke, wenn Leute mir sagen, ich solle doch mal lächeln:

  • • ##&£%%##$!!!!
  • • Ich will aber nicht lächeln, du Esel.
  • • Wieso sollte ich lächeln? Was habe ich davon? Was hast du davon?
  • • Ich lächle doch!
  • • Hört auf, mir zu sagen, was ich tun soll. Wenn ihr jemanden trefft, der mit zwei gebrochenen Beinen auf Krücken dahergehumpelt kommt, sagt ihr dem ja auch nicht, er solle doch mal auf einem Bein die Treppe hinaufhüpfen.

 

Es ist nicht unbedingt richtig, anzunehmen, dass ich, nur weil ich nicht weiss, wie ich meine Gesichtszüge arrangieren muss, damit andere Leute daraus lesen können, dass es mir gerade gut geht, permanent unglücklich bin.
Ich kann aus Gesichtern anderer nicht gut lesen, darum schaue ich Leute nicht an, wenn ich mit ihnen rede, obwohl ich weiss, dass es unhöflich ist. Bis ich zwölf war, hatte ich keine Brille, obwohl ich relativ schlecht sah, es hatte für mich keinen Sinn, anderen in die Augen oder ins Gesicht zu schauen, wenn sie mit mir sprachen, weil ich sowieso nie mehr als unscharfe Umrisse sah. Und irgendwie habe ich es verpasst, das nachher noch zu lernen. Und so ist es mir bis heute ein wenig unheimlich, wenn Menschen meinen Blick suchen und mir beim Gespräch ins Gesicht sehen wollen, obwohl ich unterdessen begriffen habe, dass man das halt einfach so macht. Aber ich lerne. Und ich werde immer besser. Ich studiere nun Augenbrauen und Haare statt die Schuhe meines Gegenübers. Auch eine spannende Sache.

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{worauf ich hinauswollte mit all dem Geschwafel? Nirgendwohin, wie üblich.}

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