Telefonhörergedicht. {laura pendelt-01}

Manchmal laufen Dinge nicht so, wie man es geplant hatte. Und meistens ist man daran nicht selber schuld. Und dann ärgert man sich.
Mir passierte heute genau das Gegenteil. Begonnen hat diese Geschichte am Sonntag. Ich bin mit dem Velo zum Stall gefahren, habe das Monsterpferd, das Springpferd und das Rundpferd geritten und danach allerlei Lederzeug geputzt. Dann habe ich das Velo in einer leeren Box abgestellt und bin zu Fuss nach Hause spaziert. Ich wusste ja, dass ich erst am Mittwoch wieder im Stall sein würde, dann zwei Pferde zu bewegen hätte und dass ich dann wahrscheinlich froh wäre, wenn ich nicht abends um zehn Uhr noch 40 Minuten durch den Regen laufen muss.

Aber dann kam Katja.

Und hier hole ich noch einmal ein wenig aus.

Ich habe die Angewohnheit, auf dem Heimweg Hörbücher zu hören. Natürlich nur, wenn ich zu Fuss unterwegs bin, auf dem Fahrrad ist das viel zu gefährlich. Was Hörbücher angeht, bin ich ein wenig heikel, ich habe bisher nur von Stephen Fry gelesene Bücher gehört und jedes Mal, wenn ich in ein von jemand anderem gelesenes hinein höre, drückt mein Finger sofort automatisch den Stoppknopf des jeweiligen Abspielgerätes. Das muss eine ganz seltene Krankheit sein.

Aber jetzt ist genug ausgeholt, zurück zu Katja: am Freitag erschienen die besten der rund vierhundert von Katja Walder verfassten Pendlerkolumnen in Buchform. Ein kleines schwarzes Büchlein mit pinkviolettgrauem Titel. Seit Montag besitze ich das Buch, habe bereits fast alle Geschichten gelesen, mich an ein paar erinnert, bei vielen gegrinst, bei einigen den Kopf geschüttelt, oft erleichtert aufgeseufzt beim Gedanken daran, dass ich in meinen An-Oerlikon-vorbei-pendel-Jahren nie in einer S8 gesessen bin.
Seit heute früh befindet sich auf meinem iPhone auch das Hörbuch: weitere 44 Geschichten, erzählt von Franziska von Grünigen. Und so kam es, dass ich heute, statt mich beim Stall aufs Velo und zehn Minuter später daheim wieder von selbigem zu schwingen, die halbe Strecke durch den Regen spazierte und dazu wunderbare Kurzgeschichten hörte. Geschichten von warmem Bier mit Zucker, von einem Ex-Mister-Schweiz, der keine Witze erzählen kann, von Osterhasen und Assistentinnen und Selecta-Automaten.

Dann fiel mir ein, dass ich in den vier Jahren, in denen ich erst von Wetzikon, dann von Gossau ZH nach Steinmaur gependelt bin (54 Minuten in der S5 plus ein paar Minuten Busfahrt), einiges an Notizen gesammelt habe. Das meiste davon ist haarsträubender Unsinn, geschrieben im Zustand geistiger Umnachtung, mal ausgelöst durch zuviel Espresso (das war wirklich der Wahnsinn, ich hing quasi kopfüber im Zug, also, das habe ich mir wahrscheinlich eingebildet, aber er hat sich sehr echt angefühlt, dieser Hängezustand; meistens aber war der Grund für den seltsamen Zustand, dass ich im bereits im Halbschlaf war, als ich das Zeug aufschrieb, um nicht ganz einzuschlafen abends im Zug. Irgendwo liegt dieses Heft noch herum, vieles davon ist unleserlich geworden, weil ich mit Bleistift geschrieben habe, einiges habe ich einmal abgetippt und in einem meiner uralten Blogs publiziert.

Das meiste von dem Zeug, das ich damals aufgeschrieben habe, habe ich natürlich vergessen. Dass ist ja überhaupt der Sinn des Schreibens, Dinge aus dem Kopf zu bekommen, damit man nicht mehr an sie denken muss. Funktioniert bei mir in den allerseltensten Fällen.
An eines aber erinnere ich mich: dass ich ein Gedicht über einen Telefonhörer geschrieben habe.
Dieser Telefonhörer hing, ob man es glaubt oder nicht (und ich habe es sehr lange nicht geglaubt), am Bahnhof Bülach oder Rümlang (die beiden Bahnhöfe/Ortschaften verwechsle ich immer, muss an den gleichen Vokalen liegen), samt Ringelkabel in einem Gebüsch. Das Wort «Gedicht» ist hier mit Vorsicht zu geniessen – eigentlich war es eher eine seltsame Ansammlung von Wörtern.

Telefonhörergedicht

 

Diesen Eintrag gibt es auch als AudioBoo. In einem Rutsch aufgenommen, zum ersten Mal überhaupt, ich rede viel zu schnell und undeutlich und erzähle generell viel Unsinn. Schnell hören, bevor ich’s wieder lösche!

http://audioboo.fm/boos/1084651

 

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