Zum ersten Mal reiten mit dem neuen Helm. Nach einer Stunde kein Kopfweh, der Schädel wird halbwegs gut belüftet, das Futter ist wasch- und austauschbar, der Drehknopf zum anpassen der Grösse drückt nicht und halbwegs passabel ausschauen tut das Ding auch. Im Laden habe ich Helm um Helm anprobiert, sogar schweineteure Modelle von Uvex, aber alle haben sie irgendwo gedrückt oder gezwickt oder gekratzt. Kriterien waren: waschbares und/oder austauschbares Futter; kein Samt- oder samtähnlicher Bezug, weil wenn man einmal damit im Sand gelegen hat, wäscht auch der stärkste Starkregen die Spuren nicht mehr weg; leicht; optisch halbwegs tragbar. Ich hatte mir vier Modelle notiert, eines davon gab es im Laden gerade nicht, zwei davon waren so unbequem, dass ich nach einer Minute Kopfschmerzen bekam und der vierte, den ich dann auch gekauft habe, passte sofort, fühlte sich angenehm an und war zudem noch der günstigste.
Drehe mit dem Torkeltier meine Runden auf dem Reitplatz, langsam kann ich auch im Galopp gerade sitzen, das war am Anfang etwas schwierig, weil er bei jedem Galoppsprung in den Zügel rupfte und ich durch den Unfall im November nicht ganz so gerade und richtig zu sitzen vermochte. Aber es wird. Zum Schluss trabt er zufrieden und leicht verschwitzt dahin und mir tut zwar alles weh, aber zufrieden bin ich trotzdem.
Auf dem Heimweg, als ich zuoberst auf dem Hügel schon fast abgebogen bin, um besagten Hügel hinunterzubrausen, bemerke ich, dass die Obstbäume hinter der Lamaweide seltsam hell sind. Wie bleiche Gespenster stehen sie da im Halbdunkel und leuchten. Ich halte an und überlege, was das soll, warum die Bäume so zu glühen scheinen im zaghaften Mondlicht.
Sie blühen. Natürlich blühen sie, es ist Frühling, das machen Pflanzen im Frühling so, sie blühen. Der Eisprung der Natur, sozusagen. Weil nun aber der Blust des Mirabellenbäumchens in Mutters Garten und der des uralten Zwetschgenbaums im Garten daneben bereits vorbei sind, habe ich irgendwie verschlafen, dass andere Gewächse noch immer in voller Blüte stehen.
Ich lächle, winke den Geisterbäumen zu und fahre freihändig den Berg hinab.