Nachbilder

… und anderes Zeug.

Nachbilder.

Ich seh› sie dauernd. Und überall.
Vor allem abends, wenn ich an der Bushaltestelle stehe und der Bus Verspätung hat, wenn mein Blick auf die Strasse fällt, auf die gelbe Zickzacklinie, die die Haltestelle markiert, und ich dann kurz blinzle und danach nicht mehr genau an die selbe Stelle schaue, sehe ich neben der gelben Linie eine blaue Linie. So fiel es mir eines Tages auf. Nach und nach bemerkte ich dann immer öfter ein Negativbild des zuletzt angeschauten Dings.

Am mühsamsten ist es, wenn ich Nachbilder von Text am Bildschirm oder auf Papier sehe. Erschwert das Arbeiten und Lesen ungemein. Ansonsten stören sie mich eigentlich nicht, ganz im Gegenteil, die Welt wird bunter.

Eigentlich müsste man, um Nachbilder zu sehen, ein Objekt längere Zeit fixieren, bei mir reicht ein kurzes Hinschauen. Bei diesem Test auf der Wikipedia-Homepage steht zum Beispiel, man müsse das linke Quadrat 3o Sekunden lang fixieren. Ich brauche keine 3.

Die meisten Nachbilder sehe ich gegen Abend, wenn ich im Büro langsam müde werde und mich nicht mehr so konzentrieren kann.
Und auf dem Weg zum Bahnhof sehe ich dann meistens auch noch ganz andere spannende Dinge, die sonst keiner sieht. Oder nicht so, wie ich sie sehe. Oder wie mein müdes Hirn mir vorgaukelt, dass ich sie sehe, obwohl ich sie mir nur einbilde. Ein riesengrosser Elefant zum Beispiel hat mitten auf der Strasse wirklich nichts zu suchen. Dass ein Kirchturm sich verneigt, ist auch eher unwahrscheinlich. Dass Treppenstufen aus der Treppe hervorschnellen und mir ein Bein stellen wollen, ist auch noch nicht wirklich vorgekommen. Aber das hindert mich nicht daran, all diese Dinge zu sehen.

Manchmal, wenn ich über längere Zeit genug Schlaf bekomme, beginne ich die seltsamen Kreaturen und Dinge zu vermissen.

{aber der Teddybär im Busch, der war wirklich da.Weil von Nachbildern, das habe ich heute getestet, kann man keine Fotos machen.)

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