{geschrieben am 27. November 2013, gefunden heute}
Als ich am Montagabend aus dem Büro kam, war ich verwirrt. Irgend etwas stimmte nicht.
Es war halb sechs Uhr abends, es war dunkel, es war kalt und – es roch nach Sommer.
Wie eine dieser kalten Frühsommernächte roch es, wenn das Gras gerade zum ersten Mal geschnitten wurde und die Luft mit dem würzigen Duft erfüllt, der dem Erstschnitt vorbehalten ist. Nie riecht eine Wiese zweimal so, wie sie es im Spätfrühling oder Frühsommer, jener Zwischenjahreszeit, tut.
Dieses Frühsommerheu riecht, wenn es noch kein Heu ist, sondern bloss als halbtrockenes Gras auf der Wiese liegt und zögerlich trocknet, nach vielen Dingen. Ich bin nicht sicher, ob ich die einzige bin, die es bemerkt, denn wenn ich mit Leuten darüber rede, sagen die: «getrocknetes Gras riecht nach … getrocknetem Gras. Wonach soll es denn sonst riechen?»
Vielleicht rede ich nicht mit den richtigen Leuten.
Jedenfalls riecht der erste Schnitt nach allerlei Dingen. Nach etwas süssem, herbem, nach Kräutern und winterschwerer Erde. Nach Eiscreme, Schokolade und nach frisch aufgeschnittener Gurke, nach Schneeglöckchenwurzeln, nach Käferschweiss. Und wenn eine Nacht so riecht, mitten im Herbst, nachdem es bereits geschneit hat, dann verwirrt mich das in höchstem Grade.